World Science Fiction Convention
Die diesjährige World Science Fiction Convention wird in Dublin veranstaltet. Ich werde dort sein. Mein eigenes Programm beinhaltet im Moment ein Konzert mit meinen Liedern, einen Diskussionspanel über „Humorous Fantasy“ und einen über „Satire and the Fantastic“. Letzteres Thema freut mich besonders, denn als ich mein Examen an der Uni gemacht hatte, stand zur Debatte, noch eine Promotion anzuhängen. Thema: Satire und Phantastik. Tolles Thema, das ich damals wohl hauptsächlich über Flann O’Brien / Miles na Gopaleen angegangen wäre. Den kannte damals noch niemand, er war in den Ritzen der Literaturgeschichte verschwunden, doch dann wurde er übersetzt, und heute ist er, wenn man über irische Literatur spricht, nicht mehr wegzudenken.
Langer Rede kurzer Sinn. Ich habe keinen Doktor gemacht. Würde ich in Österreich leben, so dürfte man mich mit Frau Magister anreden, aber so … ich hab’s halt nicht „gepackt“. Ich musste Vollzeit arbeiten und habe es schlichtweg nicht auf die Reihe gekriegt, abends dann noch für die Dissertation zu schuften.
Es gibt ja Leute, die das können. Und es gibt Leute, die können ganz furchtbar gut abschreiben. Zu beiden habe ich nicht gehört. Bei letzterem kann ich mir zwar moralisch auf die Schulter klopfen, aber es hätte tatsächlich zu dem Thema damals kaum was gegeben, was ich hätte abschreiben können. Die phantastische Literatur war einfach kein Thema, mit dem sich die Uni zu der Zeit befasste. Wer SFF mochte, wie ich, tat gut daran, sich im Verborgenen an ihr zu erfreuen, um nicht den Nimbus eines Schundliebhabers zuerkannt zu bekommen.
Schund. Das Wort ärgert mich immer wieder. Gibt es Schund? Klar. Gibt es. Ist nicht wegzudiskutieren. Aber was Schund ist und was nicht, kann nur sehr ungenau definiert werden, mag für jeden etwas anderes sein und macht sich gewiss nicht an einer Literaturgattung fest. Ein Triggerthema für mich. Da könnte ich wie das Teufelchen aus der Kiste fahren und den Leuten erklären, dass
a) es in jedem literarischen Genre gute Bücher und schlechte Bücher gibt
b) niemand plötzlich zum Literaturwissenschaftler avanciert, wenn er/sie ein ganzes Genre als Schund bezeichnet
c) die Aburteilung von literarischen Texten, die man gar nicht – ja nie – gelesen hat, nicht weniger primitiv ist, wie die Aussage „Moderne Kunst ist nur Klekserei. Kann jeder Dreijährige“ – wiederum ohne die Kunst zu kennen.
d) Aussagen wie „Büchern mit Geistern, Zwergen und Teufeln kann ich einfach nichts abgewinnen“ fast unsere ganzen Klassiker miteinschließen. Faust – hallo – was war noch des Pudels Kern?
Jetzt habe ich mich ablenken lassen. Von Satire und Phantastik.
Zurück zu Dublin. Was werde ich sonst noch machen?
Ich will in Bewley’s Kaffee trinken.
Ich will bei Jameson eine Distillery Tour machen und Whiskey trinken.
Ich will mich mit ganz vielen Autoren und Autorinnen treffen.
Ich will schöne irische Musik hören.
Ich will Bücher … nein. ich will keine Bücher kaufen. KEINE Bücher. Hörst du? Keine Bücher.
Vielleicht einen Hut? – Nein. Auch keinen Hut.
Eventuell mache ich eine Bootstour den Liffey rauf.
Oder ich finde die Straße in Dublin, von der ich manchmal Albträume habe, ohne sie wiederzuerkennen. Suchen werde ich nicht danach.