Cons und Festivals
In der Phantastik Szene werden viele Bücher auf Conventions oder Festivals vertrieben. Das liegt zum einen daran, dass ein Großteil der dem Fantasy- oder Science-Fiction-Romane bei kleinen Verlagen erscheinen, die – von den großen Barsortimentern / Buchhandelsgroßhändlern oft genug und durchaus geschäftsschädigend ignoriert – einen direkten Zugang zum lesenden Publikum suchen. Conventions and Festivals im Phantastik-Bereich bieten da eine gute Möglichkeit, Bücher genau an diejenigen zu bringen, die Fantasy und Science Fiction eben auch mögen. Eine sehr zielgerichtete Art und Weise, die richtigen Kunden anzusprechen.
Selfpublishern geht es nicht anders. Auch diejenigen unter uns Autoren und Autorinnen, die ihre Werke selbst vermarkten, karren ihre Bücher von einem Event zum nächsten und hoffen, dort Begeisterte zu finden, die gern lesen und somit auch gerne Bücher kaufen. Das ist nicht immer einfach, denn natürlich gibt es dann „auf einem Haufen“ mehr Bücher als der geneigte Leser oder die geneigte Leserin auch nur schleppen kann.
Ich selbst habe alles schon gemacht. Bücher von mir sind bei großen Verlagen erschienen (Heyne, Droemer Knaur) , bei kleinen (Feder und Schwert, Edition Roter Drache, Verlag Torsten Low etc.), und seit die großen Verlage lieber jüngere Autorinnen haben, stehe auch ich mit einem Büchertisch auf Cons und verkaufe direkt an die Fantasy-Fans, die meine Werke mögen oder sich einfach mal für etwas Neues interessieren.
Letztes Wochenende war ich auf der/dem FeenCon. (Das grammatische Geschlecht von Con variiert je nachdem, ob man Con von die Convention oder von der Konvent ableitet. Manche Leute können sich darüber trefflich und nutzlos streiten, und ich freue mich für diese Menschen, dass sie keine anderen Sorgen haben.) Die FeenCon findet in Bonn Beuel statt, früher in Bonn Bad Godesberg. Ich bin da schon seit Jahren. Früher habe ich nur Lesungen gehalten und meine neuen Bücher vorgestellt. Heute habe ich auch einen Büchertisch, um besagte Druckwerke auch an die interessierte Leserschaft zu bekommen.
Die FeenCon ist erfahrungsgemäß immer schön. Bunte Menschen laufen fröhlich (manchmal auch schweißgetränkt, je nach Wetter) in wunderbaren Kostümen herum und sacken Bücher ein. Das Buch stirbt aus, heißt es. Die Leser werden immer weniger, heißt es. Das stimmt natürlich, leider, aber hier gibt es sie noch, die Begeisterungsfähigen, die Viel-Lesenden, die Buch-Sammelnden. Sie alle jammern ein bisschen darüber, dass sie keinen Platz mehr für Bücher haben, dass ihr SUB (Stapel ungelesener Bücher) immer weiter steigt und dass diese dicken Bücher – und die meisten Phantastik-Romane sind stumpfe Gegenstände, mit denen man auch Feinde erschlagen könnten – sehr schwer zu schleppen sind. Trotzdem kaufen diese wunderbaren Menschen Bücher. Sie kaufen auch Gewandungsteile, bedruckte T-Shirts, Spiele und RPG-Zubehör. Und sie freuen sich und reden mit einem.
Ich rede gerne mit dem lesenden Publikum. Natürlich rede ich besonders gerne mit solchen, die meine Bücher kaufen. Aber auch Leute, die einfach nur ein bisschen zum Plauschen an den Büchertisch kommen, freuen mich. Es sind tolle, phantasiebegabte Menschen, nicht von der Blässe des Durchschnitts angekränkelt, besonders und eigen. Menschen, mit denen ich etwas anfangen kann. Wir gehören alle zur gleichen „Familie“ derjenigen, die lieber Drachensagen lesen als Bilanzen.
Was Bilanzen angeht: Reich wird man nicht. Wenn man sehr sauber kalkulieren würde, müsste man es lassen: sowohl das auf Cons Fahren als auch überhaupt das Schreiben. Aber wir lieben es, das eine wie das andere. Wenn von mir einmal nicht mehr übrigbleibt als ein paar Bücher, an denen sich Leute erfreut haben, ist das doch auch schon etwas.
Natürlich wären wir alle, die wir schreiben, gerne Bestsellerautor*innen. Aber vielleicht muss man dafür einfach etwas durchschnittlicher sein, dem großen Durchschnitt gefallen und eben auch durchschnittliche Ideen haben, die große Verlage nicht gleich ins Bockshorn jagen. Okay, böse. Ich habe so meine Erfahrungen gemacht, die waren nicht alle gut. Aber natürlich würde ich nicht Nein sagen, käme ein großer Verlag auf mich zu und würde anbieten, mich mit einem großen Marketingbudget berühmt zu machen. Denn Bestseller sind schon auch direkt proportional zum verwendeten Marketingbudget zu sehen.
Aber es ist eben nicht so. Und deshalb war ich letztes Wochenende auf der FeenCon.
Schön war’s.