Gastblog von Jacey Bedford: Fantasy – Geklautes aus der Geschichte
In der Schule war ich nie besonders gut in Geschichte. Vielleicht lag es an der trockenen Art und Weise, wie das Fach vermittelt wurde, oder vielleicht war ich einfach noch nicht bereit dafür. Wir haben Geschichte nie als Ganzes betrachtet, beschäftigten uns immer nur mit bestimmten Epochen, ohne die Zeit davor oder danach je zu beleuchten. Die Schulgeschichte war also eine Reihe von Einzelbildern, kein kontinuierlicher Ablauf. Ludwig XI. von Frankreich, gefolgt von der industriellen Revolution – das ist schon ein großer Sprung.
Mein Interesse an Geschichte kam erst lange nach der Schule. Es begann mit Regionalgeschichte: Das Dorf, in dem ich wohne, ist nicht wirklich alt. Es gibt einen Bauernhof mit einem Türsturz aus dem Jahr 1642, aber die meisten Häuser und die Wollmühle, die für Arbeit sorgte, stammen aus der Zeit um 1800. Die Anlage verfügte über ein Wasserrad, das aus einem Mühlenteich gespeist wurde, der wiederum von einem flussaufwärts gelegenen Teich aufgefüllt wurde: die erste industrielle Nutzung von Wasser am Fluss Dearne. Das Wasser fließt dann das Tal hinunter zu einer zweiten Wollmühle im nächsten Dorf, die denselben Eigentümern gehört. Und plötzlich machte die industrielle Revolution mehr Sinn. Heute mag ich Geschichte.
Ich habe schon als Teenager mit dem Schreiben begonnen. Zum Glück wurde mein erstes Buch (alle sechs Kapitel) nie veröffentlicht. Es handelte sich um eine Dystopie für Teenager, deren Held*innen kaum mehr waren als die Versionen meiner Lieblingspopstars.
Ich habe mir nie bewusst ausgesucht, Science Fiction und Fantasy zu schreiben. Es war eher umgekehrt: das Genre hat mich gewählt. Es war das, was ich gern las, und so war es ganz natürlich, es auch zu schreiben. Es gibt nur wenige Autoren, die mit ihrem ersten Buch einen großen Bestseller landen. Mein erstes veröffentlichtes Buch (Empire of Dust , eine Space Opera) kam 2014 heraus, aber ich habe es bereits 1998 geschrieben, so dass mein „plötzlicher Erfolg“ sechzehn Jahre dauerte. Inzwischen habe ich sieben Bücher veröffentlicht, alle bei DAW in den USA, obwohl ich eine britische Autorin bin. Es sind aus zwei Trilogien (eine davon ist Science-Fiction, die andere historische Fantasy), und das jüngste Buch ist eine weitere historische Fantasy – diesmal ein Einzelroman mit dem Titel „The Amber Crown“.
Ich klaue gerne aus der Geschichte, obwohl ich wenig Skrupel habe, Dinge auch zu verändern, um sie meiner Handlung anzupassen. Meine Rowankind-Trilogie (Winterwood , Silverwolf und Rowankind ) spielt in Großbritannien in den Jahren 1800 – 1802 und folgt der Geschichte mit ein paar Änderungen. Großbritannien befindet sich im Krieg mit Frankreich. Napoleon wütet in Europa. König Georg III. wird immer verrückter (obwohl ich einen magischen Grund dafür habe). Es gibt ein Dienervolk, die Rowankind, die einst Helfer der Feen waren. Aus irgendeinem Grund, an den sich niemand zu erinnern scheint, wurden sie in die Welt der Menschen gerufen und sitzen dort jetzt fest. Das Ausüben von Magie ist streng geregelt, und jede praktizierende Hexe, die nicht registriert ist, wird kurzerhand hingerichtet.
Das ist nur der Hintergrund. Die Geschichte selbst handelt von Ross (Rossalinde) Tremayne, einer nicht registrierten Hexe, die mit Hilfe einer Gruppe nicht wirklich ehrbarer Piraten und dem eifersüchtigen Geist ihres verblichenen Ehemanns ihr eigenes Freibeuterschiff kapert. Ein Besuch bei ihrer entfremdeten Mutter auf dem Sterbebett bringt ihr einen Halbbruder, von dem sie bis dahin nichts wusste, und eine Aufgabe, die sie nicht will. Die Geschichte setzt sich in allen drei Büchern fort, aber Winterwood kann auch als eigenständiges Buch gelesen werden.
Ich werde oft gefragt, ob es schwierig ist, zwischen den Genres Science Fiction und Fantasy zu wechseln. Ich finde das nicht schwer. Meine Bücher sind charakterorientiert. Ich schreibe über Menschen, und dabei spielt es keine Rolle, ob sie sich auf einem Zweimastschoner mitten auf dem Atlantik oder auf einem Raumschiff am Rande der Galaxis befinden. Ich mag es, Abenteuer und Geheimnisse mit ein wenig Romantik und Charakteren zu mischen, die (so hoffe ich) in den Köpfen meiner Leser real werden.
Mein neuestes Buch, The Amber Crown , ist ebenfalls an die wirkliche Geschichte angelehnt, obwohl ich mir viele Freiheiten erlaubt habe. Es spielt nicht in Großbritannien, sondern in einem fiktiven baltischen Land namens Zavonia, das eine Analogie zu Lettland/Litauen darstellt und dessen Kleidung stark polnisch beeinflusst ist. Da gibt es zum Beispiel die polnischen Flügel-Reiter, Husaren, die mit riesigen Eisen-Flügeln auf dem Rücken in die Schlacht zogen und fast 200 Jahre lang die herausragende Kavallerie Europas waren. Meine Autorengruppe fand das schwer zu glauben und dachte, ich hätte es erfunden, aber es gab sie wirklich.
Auch in „The Amber Crown “ geht es in erster Linie um die handelnden Personen, und es wird aus drei Perspektiven erzählt. Valdas ist der Hauptmann der königlichen Leibgarde, der in große Schwierigkeiten gerät, als der König ermordet wird. (Kein Spoiler: Es passiert gleich auf der ersten Seite.) Er wird des Mordes beschuldigt und flieht, entschlossen, den wahren Mörder zu finden. Mirza ist die Hexenheilerin einer Gruppe von reisenden Flüchtlingen, die vom Geist des toten Königs den Auftrag erhält, Valdas zu helfen. Lind ist der clevere Mörder, der es langsam bereut, den Auftrag angenommen zu haben, zumal die Person, die ihn angeheuert hat, ein Magier zu sein scheint. Die drei beginnen getrennt voneinander und schließen sich zusammen, um sich einem Gegner zu stellen, der Blutmagie beherrscht.
Ich bin ein visueller Autor. Meine Bücher spielen sich in meinem Kopf ab wie ein ausufernder, farbiger Film (obwohl ich meine Figuren nicht nach bekannten Schauspielern besetze). Auf Pinterest sammele ich Bilder, von denen ich mich inspirieren lasse. Wenn Sie sich hier umsehen: gibt es Darstellungen zur Epoche König Georgs III., die mir geholfen haben, die Welt von Winterwood zu visualisieren, und solche, die sich mit der baltischen Geschichte, allgemeinen Recherchen, Kostümen und sogar eine über die polnischen Flügel-Reiter befassen.
Auf meiner Website findet ihr weitere Informationen zum Buch und zu meinen Kurzgeschichten, einen Link zu meinem Blog und eine Kontaktseite, auf der ihr euch in meine Mailingliste eintragen könnt. Keine Sorge, ich werde euch nicht mit Spam bombardieren. Ich freue mich aber immer, von Lesern, Autorenkolleg*innen und Rezensenten zu hören.
Ich möchte Ju dafür danken, dass sie mich eingeladen hat, für diesen schönen Blog zu schreiben.